13 Tipps für nachhaltige Mobilität auf Events

Nachhaltige Besucher:innenmobilität ist einer der Hebel, um CO2 auf Veranstaltungen zu reduzieren. Die Emissionen entstehen zwar nicht direkt auf der Veranstaltung, würden aber ohne die Veranstaltung nicht entstehen. Eine Herausforderung ist dabei, dass die Anreise der Besucher:innen schwer zu beeinflussen ist und nicht direkt vom Veranstalter gelenkt werden kann. Dennoch…

Nachhaltige Besucher:innenmobilität ist einer der Hebel, um CO2 auf Veranstaltungen zu reduzieren. Die Emissionen entstehen zwar nicht direkt auf der Veranstaltung, würden aber ohne die Veranstaltung nicht entstehen. Eine Herausforderung ist dabei, dass die Anreise der Besucher:innen schwer zu beeinflussen ist und nicht direkt vom Veranstalter gelenkt werden kann. Dennoch gibt es ein paar Stellschrauben, wie eine nachhaltige Anreise gefördert werden kann. Unsere Freund:innen von CrowdImpact haben 13 Punkte auf ihrer Seite zusammengefasst, die wir gerne hier wiedergeben.

1. Priorisierung

Durchschnittlich 70 Prozent der Emissionen bei Veranstaltungen entstehen durch Mobilität. Damit sind Maßnahmen, die die Mobilität beeinflussen ein idealer Hebel zur Senkung der Emissionen. Dabei sollten die folgenden Verkehrsmittel priorisiert werden:

    • emissionsfrei sind Fußwege und Fahrradfahrten
    • emissionsarm sind öffentliche Verkehrsmittel
    • emissionsintensiv ist der motorisierte Individualverkehr wie z.B. Autos
    • emissionsintensiver sind Flüge
  1. Laut Umweltbundesamt ist ein Kilometer, der mit einem Diesel- oder Benzin-betriebenem Auto zurückgelegt wird, über 15 mal so klimaschädlich, wie ein Kilometer mit der Bahn. Ein Kilometer mit dem Flugzeug ist sogar über 31 mal so emissionsintensiv.

2. Standortanalyse

Die Anbindung an die Nahverkehrsinfrastruktur vereinfacht die Organisation einer nachhaltigen Anreise für Besucher:innen. Je nach Anbindung, Parkplatzsituation, Einzugsgebiet und Zielgruppe sollten die Maßnahmen angepasst werden.  Bei einer Standortanalyse können häufig die Daten aus den lokalen Behörden helfen. Viele Behörden haben eine Übersicht über Verkehrsentwicklungen und ggf. sogar eine Mobilitätsumfrage.

3. Das Publikum

Was könnte der nachhaltigen Anreise der Besucher:innen im Wege stehen? Die Veranstaltungsart bestimmt die Art der Anreise. Der Veranstaltende sollte je nach Zielgruppe die Maßnahmen anpassen.

Beispiel Festival: Die Besucher:innen reisen mit viel Gepäck inklusive Getränken an. Die entsprechenden Maßnahmen für die Zielgruppe können Gepäckshuttles, ein Festivalsupermarkt und mietbares Equipment sein. Es gilt: je bequemer die Gäste anreisen können desto eher sind sie bereit auf nachhaltigere Verkehrsmittel umzusteigen.

4. Lokale Anreise

Die lokale Bevölkerung hat die kürzeste Anreise. Wenn sie günstigere Tickets und/oder eine Fast-Lane erhalten, dann führt das nicht nur zu weniger CO2. Die Veranstaltung erhält gleichzeitig ein besseres Standing in der Region. Das gilt natürlich nicht nur für die Besucher:innen, sondern auch für Lieferanten, Catering etc..

5. Fahrradfreundlichkeit

Wenn Fahrradfahrer:innen die Anreise so bequem wie möglich gemacht wird, sorgt das für ein Willkommens- und Glücksgefühl. Ein Belohnungssystem kann ein zentraler Fahrradparkplatz, womöglich noch bewacht (bspw. die FahrradGarderobe), sein. Denn nur wer weiß, dass das Fahrrad sicher steht wird auch mit dem Rad anreisen. Sicherheit geben entweder bestehende oder angemietete mobile Fahrradbügel. Kleine Aufmerksamkeiten, wie die Möglichkeit der Abgabe von Fahrradhelmen oder eine Erfrischung am Parkplatz erfreuen das Radlerherz. Und wer noch die Kirsche auf die Sahnehaube setzen möchte, organisiert eine gemeinsame Fahrradtour mit Gepäckshuttle sowie einen Reparaturservice. Eine gute Anlaufstelle ist hier auch der ADFC.

6. Förderung des öffentlichen Verkehrs

Ein Kombiticket mit dem örtlichen ÖPNV und/oder der Deutschen Bahn ist ein bewährter Bonus nachhaltiger Anreise. Die Besucher:innen können so kostenlos (oder bei der Deutschen Bahn stark reduziert) zur Veranstaltung anreisen. Zusätzliche Hinweise zur Anbindung sollten hier jedoch nicht fehlen. Dabei sind die folgenden Fragestellungen zentral:

    • Gibt es (auch für die spätere Abreise!) genügend Verbindungen?
    •  Sollte die Taktung zu Stoßzeiten erhöht werden?
    • Müssen infrastrukturelle Lücken über ein Shuttle Angebot geschlossen werden?
    • Wie sieht es mit der Barrierefreiheit aus?
      • Ist der Shuttlebus rollstuhlgerecht, die nächstgelegene Station in realistischer Reichweite und barrierefrei?
      • Können Kommunen und Städte bei der barrierefreien Anreise helfen?

7. Umgang mit Autofahrten

Autoparkplätze können so unattraktiv wie möglich gemacht werden. Die Umweltkosten, die Autos verursachen können durch kostenpflichtige Parkplätze abgebildet werden. In einer Großstadt mit guter ÖPNV-Anbindung ist zu überlegen, ob überhaupt Autoparkplätze angeboten werden. Eine Ausnahme sollten ausgewiesene, kostenfreie Parkplätze für Menschen mit Behinderungen sein. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist aktuell leider oft nicht für alle zugänglich.
Mitfahrgelegenheiten können aktiv beworben werden. Dafür kann auf entsprechende Plattformen hingewiesen werden oder es werden eigene Kommunikationskanäle gebildet (wie z.B. Messangergruppen oder Foren). Voll besetzte Autos können dann mit reduzierten Parkgebühren oder einem Freigetränk für die Person am Steuer belohnt werden.

Eine stauarme Verkehrslenkung kann zu weniger CO2 führen. Zur Schonung des Bodens abseits befestigter Straßen sollten Schwerlastplatten zum Einsatz kommen.

8. Flüge

Vermeidbare (Inlands-)Flüge sind die wichtigsten Emissionstreiber, dies sollte auf allen Kommunikationskanälen verdeutlicht werden. Hier sollte aufgezeigt werden, wie viel mehr an Emissionen ein Flug verbraucht. Auch Mitarbeitende sollten keine Kostenerstattungen für Flugstrecken erhalten, die auch mit dem Zug hätten zurückgelegt werden können. Erkenne die Fahrtstunden als Arbeitszeit an. Damit gerät niemand unter Druck schneller ans Ziel zu kommen.

Relative Emissionen nach Verkehrsmittel: Zeigt an, welches Transportmittel die höchste CO₂- Belastung im Vergleich zu anderen Transportmitteln hatte.
Relative Emissionen nach Verkehrsmittel:
Zeigt an, welches Transportmittel die höchste CO₂- Belastung im Vergleich zu anderen Transportmitteln hatte.

Von zwei Besuchenden aus München kommt eine Person mit dem Flieger und die andere Person mit dem ICE nach Berlin. Der Anteil an den entstandenen Gesamtemissionen beträgt bei dem Fliegenden 92,77 %. Quelle: Crowd Impact Emissionstracker.

9. Nachhaltige Fahrzeugflotte

Umweltfreundliche Fahrzeuge wie Elektroautos oder besser Lastenfahrräder sollten immer Vorrang vor Verbrennern haben.

10. CO₂-Kompensation

Unvermeidbare Rest-Emissionen zu kompensieren, kann eine letzte Stellschraube zur Klimaneutralität sein. Es sollte aber keineswegs die einzige oder hauptsächliche Maßnahme sein, sonst steht der Vorwurf des Greenwashing im Raum und das zu Recht. Es gilt die Reihenfolge: vermeiden, reduzieren, kompensieren. Dabei ist es besonders wichtig über eine:n vertrauenswürdige:n Partner:in zu kompensieren. Das Umweltbundesamt gibt einen Ratgeber Freiwillige CO₂-Kompensation heraus und empfiehlt insbesondere den „Gold Standard“, ein ambitioniertes und aussagekräftiges Siegel für Kompensations-Projekte.

11. Kommunikation

Rechtzeitige und omnipräsente Kommunikation ist die Stellschraube für eine funktionierende nachhaltige Anreise. Im Anreise-Bereich der Website, auf Tickets, beim Ticketkauf oder -zusendung und über Social Media kann über die nachhaltige Anreise kommuniziert werden. Dabei können Stakeholder und Multiplikator:innen mit einbezogen werden, um die Information noch breiter zu streuen. Für einen mittel- und langfristigen Effekt kann im Rahmen der Veranstaltung mit Infoständen oder Workshops auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Ein zu viel an Kommunikation gibt es nicht bei diesem Thema.

Die Crowd Impact App, mit der Mobilitätsbefragungen durchgeführt werden können, informiert die Besuchenden noch bei der Befragung über nachhaltigere Alternativen und trägt dabei zu einer Sensibilisierung bei.

12. Forderungen an die Politik

Die Verkehrsinfrastruktur beim Veranstaltungsort ist schlecht? Dann ist das direkt ein Anlass, um die lokalen Abgeordneten darauf hinzuweisen und sich für die Verkehrswende einzusetzen. Das Engagement führt mittel- und langfristig zu großen Effekten, da bei einer Veranstaltung mit großer Reichweite auch die Politik ein Interesse hat, die Veranstaltung weiterzuführen und positiv in die Region zu strahlen.

13. Mobilitätsbefragungen

Eine Mobilitätsbefragung erleichtert die Konzeptionierung und Priorisierung von Maßnahmen für kommende Veranstaltungen. Die Gäste sollten nach dem genutzten Verkehrsmittel, nach Hürden und Wünschen befragt werden. Es gibt dafür praktische Tools wie zum Beispiel die Crowd Impact App, von denen auch dieser Beitrag stammt. Die App berechnet aus den Daten automatisch die CO₂-Emissionen. Damit erhält der Veranstaltende stichfeste Daten für den Nachhaltigkeitsbericht.

 

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