Die CO2-Bilanz unserer Veranstaltung ‚Die CO2-Bilanz von Events‘

Am 25. April ´23 ging es bei der GEHH-Veranstaltung in der Hebebühne Hamburg darum, wie die CO2-Bilanzierung von Events gelingen kann. Frithjof ist seit Ende 2022 Teammitglied von Green Events Hamburg, hat die Veranstaltung organisiert, und nutzt die Gelegenheit, um sie zu bilanzieren. Er nimmt euch Schritt für Schritt mit durch…

Am 25. April ´23 ging es bei der GEHH-Veranstaltung in der Hebebühne Hamburg darum, wie die CO2-Bilanzierung von Events gelingen kann. Frithjof ist seit Ende 2022 Teammitglied von Green Events Hamburg, hat die Veranstaltung organisiert, und nutzt die Gelegenheit, um sie zu bilanzieren. Er nimmt euch Schritt für Schritt mit durch den Prozess. In der Bilanz wird sich auf die Bereiche Mobilität, Verpflegung, Stromverbrauch und Materialien fokussiert, weil diese in unserem Entscheidungs- und Wirkungsbereich liegen und damit beeinflusst werden können. Das Ergebnis zeigt, dass wir mit der Veranstaltung Emissionen in Höhe von 594,6kg CO2e verursacht haben. Das sind umgerechnet 9,4kg CO2e pro Gast für ein halbtägiges Event. Damit können wir die Veranstaltung als klimafreundlich verbuchen! Zum Vergleich: Der durchschnittliche CO2-Verbrauch pro Kopf einer Veranstaltung liegt bei 37kg CO2e. Wie sich unsere Bilanz zusammensetzt, erfahrt ihr im Text!

Grundlagen

Bei einer CO2-Bilanz werden alle Auswirkungen auf den Treibhauseffekt erfasst, sie stellt damit den CO2-Fußabdruck des bilanzierten Projektes dar. Da es neben CO2 auch weitere Treibhausgase (THG) wie Methan oder Lachgas gibt, wird in der CO2-Bilanz mit CO2-Äquivalenten (CO2e) gearbeitet. Dies ist eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen THG.

Eckdaten unserer Veranstaltung:

  • Veranstaltungsdauer: 5 ½ Stunden
  • Veranstaltungsformat: Vorträge und Podiumsdiskussion
  • Veranstaltungsort: Hebebühne Hamburg (zentrale Lage, keine PKW-Parkplätze, Busstation 100m, S- und Fernbahn ca. 700m entfernt, kein Energieausweis vorhanden)
  • Gäste und Beteiligte: 70 Personen
  • Verpflegung der Gäste (Heiß- und Kaltgetränke, Kuchen bio, Fingerfood vegetarisch/vegan bio)

Der Bilanzierungsrahmen:

In einem ersten Schritt ist es nötig, den Bilanzrahmen bzw. die Systemgrenzen der Berechnung festzulegen, um zu bestimmen was bilanziert wird und was nicht. Ich habe mich für den Ansatz entschieden, alle Treibhausgasemissionen einzubeziehen, die in der Entscheidungs- und Weisungshoheit von GEHH liegen und somit direkt beeinflusst werden können. Für Daten, die nur schwer exakt

Daraus ergibt sich folgender Bilanzrahmen:

Im nächsten Schritt beschreibe ich die Berechnungsprozesse der Bereiche Mobilität und Verpflegung genauer, da diese besonders emissionsintensiv sind.

 

Fokus Mobilität:

Die Mobilitätsdaten haben wir auf der Veranstaltung mittels einer Umfrage erhoben. Dies ist vorteilhaft, da so die tagesaktuelle Wahl des Verkehrsmittels berücksichtigt werden kann, was bei einer Prognose im Vorhinein nicht gewährleistet ist. Weiter kann so der größte Teil der Teilnehmer:innen erfasst werden.

Die Umfrage beinhaltete drei Fragen:

  1. Abfrage der Reisedistanz
  2. Abfrage Verkehrsmittel für die Anreise
  3. Abfrage Verkehrsmittel für die Abreise

Die Ergebnisse der Umfrage sind wie folgt:

Insgesamt wurden von 63 befragten Personen knapp 8000 Kilometer für An- und Abreise zurücklegten. Die jeweils zurückgelegten Distanzen kann ich dem jeweilig genutzten Verkehrsmittel zuordnen. Daraus ergibt sich für unsere Veranstaltung folgender Modal Split, also der prozentuale Anteil der einzelnen Verkehrsmittel an der gesamten Verkehrsleistung:

Im nächsten Schritt rechne ich mit dem CO2-Rechner von Quarks die Distanzen der einzelnen Verkehrsmittel in CO2e um. Der Rechner eignet sich dafür besonders gut, da die unterschiedlichen Verkehrsmittel direkt miteinander verglichen werden können. 

Beispielsweise wurden 1411km mit dem ÖPNV zurückgelegt. Dies entspricht 89,9kg CO2e. Diesen Schritt wende ich auch für alle weiteren Verkehrsmittel an, woraus sich ein mobilitätsbedingter Gesamtausstoß von 392,3kg CO2e ergibt.

Zwei beispielhafte Erkenntnisse der Mobilitätsbilanz:

  • Obwohl 46,77% der Teilnehmer:innen mit dem ÖPNV an- oder abreisten, haben diese nur 22,9% der THG-Emissionen im Mobilitätsbereich verursacht.
  • Mit dem Verbrenner-PKW wurden insgesamt nur 133 Kilometer zurückgelegt, dies entspricht 1,7% der insgesamt zurückgelegten Kilometer. Die dabei verursachten 26,6kg CO2e entsprechen hingegen 6,8% der gesamten Emissionen im Mobilitätsbereich.

Daraus wird deutlich: Besonders der Wechsel vom PKW auf die Anreise mit ÖPNV oder besser noch zu Fuß oder per Rad macht einen positiven Unterschied in der Bilanz.

Fokus Verpflegung

Zur Bilanzierung der Emissionen, die der Verpflegung der Teilnehmer:innen zuzuordnen sind, habe ich die Zutaten- und Mengenangaben vom Caterer Schanzenstern angefragt. Diese Daten lassen sich im CO2-Rechner für die Küche vom Tagesspielgel detailliert in CO2e umrechnen und für 70 bestellte Portionen multiplizieren. Daraus ergibt sich ein Wert von insgesamt 45,8kg CO2e.

Für das Kuchenbuffet konnten mir keine genauen Daten zu Verfügung gestellt werden, weshalb ich stattdessen mit einer Zutatenliste für einen Kastenkuchen mit Schokostückchen weitergerechnet habe. Daraus ergibt sich, dass eine 100g Portion Kuchen mit 515g CO2 zu berechnen ist. Hochgerechnet auf 90 Stück Kuchen ergibt sich daraus ein Wert von 46,3kg CO2e für das Kuchenbuffet.

Der Gesamtwert der Speisen liegt damit bei 92,21kg CO2e.

Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt darin, dass die Zutaten und Mengen exakt berechnet werden können. Der Nachteil ist, dass der CO2-Rechner des Tagesspiegels Durchschnittswerte ermittelt. Somit finden Bilanzunterschiede der Lebensmittel, die beispielsweise durch Regionalität, Saisonalität oder durch eine biologische Anbauweise auftreten können, keine Berücksichtigung. Darüber hinaus sind die Gas- und Stromverbräuche für die Zubereitung der Speisen nicht mit einbezogen. Da auf der einen Seite viele regionale und biologische Produkte in der Zubereitung verwendet wurden, der Strom- und Gasverbrauch auf der anderen Seite jedoch unberücksichtigt bleibt, rechne ich mit dem Wert von 92,2kg CO2e weiter, auch wenn dies in einem gewissen Grad ein Schätzwert bleibt.

Die verzehrten Getränke habe ich pauschal anhand des CO2-Rechners von myclimate berechnet, da dieser für die bei dieser Veranstaltung relevanten Getränkesorten eine Auswertung anbietet. Auf unserer Veranstaltung wurden:

  • 12,5 Liter Kaffee
  • 2 Liter Kuhmilch
  • 2 Liter Hafermilch
  • 15 Tassen Tee
  • 100 Getränke 0,3L (Wasser, Softdrinks, Bier, Wein) getrunken.

Da nur ein Gesamtwert der verkauften Getränke vorliegt, schätze ich den prozentualen Anteil an Wasser, Bier, Softdrinks und Wein. Daraus ergibt sich die Menge von 84,4kg CO2e für die verzehrten Getränke.

Der Gesamtwert der Verpflegung liegt damit bei 176,5kg CO2e.

Die Gesamtbilanz:

Neben den Bereichen Mobilität und Verpflegung habe ich noch die Emissionen aus dem verbrauchten Strom der Veranstaltungsstätte berechnet. Da mir dazu kein exakter Stromverbrauch vorliegt, nehme ich den Stromverbrauch eines mittelgroßen Musikclubs (1500 kWh / Wochenende) als Vergleichswert. Da die Veranstaltung nur an einem halben Tag stattfand, habe ich einen großzügigen Schätzwert von 750 kWh angenommen. Im Anschluss habe ich diesen Wert im UBA CO2-Rechner für Veranstaltungen in CO2e übersetzt. Die Emissionen aus der Nutzung von Arbeitsmaterialien wie Papier, Stifte oder Namensschilder wurden pauschal anhand des CO2-Rechners von myclimate berechnet.

Der Bilanzwert aller einbezogenen Emissionen liegt damit bei 594,6kg CO2e.

Zum Vergleich:

  • Ein Flug von Deutschland auf die Malediven und zurück verursacht pro Person rund 3000kg CO2
  • Pro Jahr bindet eine Buche ca. 12,5kg CO2

Insgesamt ziehe ich eine positive Bilanz – die Veranstaltung war klimafreundlich – was besonders den Teilnehmer:innen zu verdanken ist, die überwiegend mit dem ÖPNV, zu Fuß oder mit dem Rad an – und abreisten.

Eine Schwierigkeit, ist die Verwendung von unterschiedlichen CO2-Rechnern. Die Rechner habe ich danach ausgewählt, wie gut die erhobenen Daten zu den vorgegebenen Parametern der Rechner passen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Rechner unterschiedliche Werte ausgeben, was die Konsistenz der Daten verschlechtert. Weiter hätte ich durch Absprachen im Vorhinein bestimmte Schätzwerte, wie bspw. die Zutaten der Kuchen, die Menge an Getränken oder die Höhe des Stromverbrauchs, konkretisieren können. Auf der anderen Seite ist die Lernkurve bei dieser Vorgehensweise sehr hoch, weshalb ich bei der nächsten Bilanz sowohl für die Erhebung von bestimmten Daten sowie für deren Berechnung auf diese Erfahrungen zurückgreifen kann.

Für die nächste Bilanzierung nehme ich mit, die Datenerhebung noch stärker schon bei der Veranstaltungsplanung und in Gesprächen mit Dienstleister:innen mitzudenken und am besten direkt am Veranstaltungstag den Großteil der Daten zu sammeln. Beispielsweise könnte die Zutatenliste des Caterers direkt mit der Auftragsbestätigung eingeholt werden. Weiter lässt sich durch das Ablesen des Stromzählers zu Beginn und am Ende der Veranstaltung ein Schätzwert vermeiden. Zudem könnte am Veranstaltungsende direkt die genaue Information über die verkauften Getränke eingeholt, sowie eine ungefähre Abfallmenge aufgenommen werden.

Weiter wäre es wichtig, eine noch bessere Datenlage zu haben, um Produkte und Speisen genauer berechnen zu können und seltener auf Pauschalwerte zurückgreifen zu müssen. Beispielsweise ist mir keine Möglichkeit bekannt, wie bei der genauen Berechnung der Speisen auch die Regionalität, Saisonalität oder biologische Anbauweise berücksichtigt werden kann. Zudem konnte ich keine Möglichkeiten finden Getränke differenzierter, beispielsweise unter Einbezug der Flaschenart oder des Produktionsortes zu errechnen. Auch sind Daten zu veranstaltungsrelevanten Materialien (hier lediglich Stifte, Papier, Namensschilder) nur teilweise aus Studien zu entnehmen.

Ich freue mich, wenn ihr uns Fragen, Anregungen und Tipps zu dieser Bilanzierung zukommen lasst, damit die nächste Veranstaltung noch genauer bemessen und vor allem noch emissionsärmer wird 😊

Frithjof & das GEHH-Team

 

Weiterführende Links:

Die Dokumentation des Pilotprojekts Klimabilanzen in Kulturinstitutionen diente hier besonders für die Grundlagen als Referenztext.

Weiter waren die Ausführungen der CO2-Bilanzierung der Utopolis-Konferenz bei der Erstellung dieser Bilanz hilfreich.

Genutzte CO2-Rechner:

UBA CO2-Rechner für Veranstaltungen

Myclimate CO2-Rechner für Veranstaltungen

Quarks CO2-Rechner Mobilität

Tagesspiegel Klimarechner für deine Küche

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