NORDEN Festival: Anreize für eine klimafreundliche Mobilität

Das Kulturfestival NORDEN (The Nordic Arts Festival) findet seit 2018 im Spätsommer in Schleswig statt. Es gibt ein umfangreiches Programm mit Musik, Kunst und Literatur aus dem Norden Europas sowie verschiedenen Workshops und Aktivitäten, insbesondere für Familien. Hinter dem NORDEN Festival steht ein inklusives und nachhaltiges Konzept, in diesem Fallbeispiel geht es um Lösungen für die Reduktion von mobilitätsbedingten Emissionen.

Problematik

Die meisten Veranstaltenden bewerben ihr Festival überregional, so auch das NORDEN. Viele Gäste müssen deshalb weite Strecken zurücklegen und nutzen dafür gerne das Auto als bequeme Alternative. Auch das Personal und insbesondere die Künstler*innen reisen in der Regel mit dem Auto an, um ihre „Backline“ (wie Verstärker und Instrumente) zu transportieren. Die meisten Festivals stellen deshalb große Parkflächen zur Verfügung und schaffen so Anreize für umweltschädliches Verhalten. Laut Umweltbundesamt ist die An- und Abreise der größte Verursacher von CO2-Emissionen bei Festivals – etwa 40 Prozent gehen auf das Konto der Mobilität. Nicht zuletzt beanspruchen Parkplätze viel Fläche und belasten so die lokale Infrastruktur.

Lösungsansatz

Das NORDEN möchte möglichst viele Vorteile für eine klimafreundliche Anreise schaffen – und das für alle Beteiligten, das heißt Gäste, Personal und Künstler*innen. Besucher*innen erhalten bei Vorlage einer Fahrkarte im Schleswig-Holstein-Tarif (NAH.SH) fünf Euro Rabatt auf ein Tagesticket (oder einen Getränkegutschein, wenn sie bereits ein Ticket besitzen). Mitarbeitende dürfen nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, die Fahrtkosten werden dabei zu 100 % erstattet. Auch Künstler*innen werden gebeten, mit der Bahn anzureisen. Damit kein eigenes Equipment benötigt wird, stellen die Veranstaltenden ausreichend Backline zur Verfügung. Dank einer Kooperation mit dem Verkehrsbetrieb NAH.SH gibt es verschiedene Rabatte für die Bahntickets der Gäste, Mitarbeitenden und Künstler*innen. Für die Künstler*innen gibt es außerdem einen Shuttleservice mit E-Autos. Ein großer bewachter Fahrradparkplatz direkt am Eingang in Kooperation mit dem Fahrradverband ADFC soll außerdem möglichst viele Menschen motivieren, mit dem Rad zu kommen.

Herausforderungen

Um alle Beteiligten im Vorfeld zu erreichen und über die verschiedenen Anreisemöglichkeiten zu informieren, braucht es eine gute Kommunikation über passende Medien. Die Gäste sind eine sehr gemischte Gruppe: Es gibt Familien, Senior*innen, Studierende und Schüler*innen. Entsprechend vielfältig müssen auch die Kommunikationskanäle sein. Denn während manche Gäste sich über soziale Medien informieren, lesen andere ausschließlich Newsletter oder regionale Zeitungen. Im Gespräch mit den Künstler*innen versuchen die Veranstaltenden zudem so viele Hilfestellungen wie möglich zu geben und auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Das kostet die Veranstaltenden Zeit und auch Geld (zum Beispiel das Bereitstellen von Instrumenten) – alles in allem sparen sie jedoch, wenn die Künstler*innen mit der Bahn statt mit dem Auto anreisen.

Bilanz

Die Veranstaltenden fühlen sich auf dem richtigen Weg, stehen aber noch am Anfang. Insbesondere der Fahrradparkplatz wird jedes Jahr bejubelt und gehört mittlerweile zu den wichtigsten Infrastrukturen des Festivals. Bei anderen Angeboten gibt es aber noch Luft nach oben. So nutzt bisher nur ein Fünftel der Besuchenden die Rabatt-Aktion mit dem Verkehrsverbund NAH.SH und für 2022 geplante Reisebusse aus Hamburg, Kiel und Flensburg mussten wegen zu geringer Nachfrage abgesagt werden. Insgesamt steigt aber das Bewusstsein aller Beteiligten für eine klimafreundliche Anreise.

Vision

Die Veranstaltenden planen weitere Schritte und wünschen sich beispielsweise, dass auch die internationalen Künstler*innen mit Bahn, Bus oder Boot anreisen. Eine konkrete Vision ist ein Segelboot-Shuttle auf der Ostsee. Aufgrund des Schwerpunkts des Festivals auf die baltische Kultur könnte dies viele Künstler*innen erreichen. Außerdem ist ein CO2-Rechner geplant, der die Emissionen der Anreise misst und so zum Umsteigen motiviert. Von anderen Festivals wünschen sich die Veranstaltenden, dass sie – statt Autoparkplätze bereitzustellen – finanzielle Anreize schaffen, damit das Auto stehen bleibt, zum Beispiel indem sie mit den regionalen Verkehrsbetrieben kooperieren. Denn dies führt am ehesten zu einer Verhaltensänderung bei den Besuchenden – und somit zu einem Rückgang der Emissionen im umweltbelastendsten Bereich von Festivals.

Der große bewachte Fahrradparkplatz in Zusammenarbeit mit dem ADFC direkt am Eingang des Festivals motiviert zur Anreise mit dem Rad.Credits: Nora Berries
Der große bewachte Fahrradparkplatz in Zusammenarbeit mit dem ADFC direkt am Eingang des Festivals motiviert zur Anreise mit dem Rad. Credits: Nora Berries
Eine Kooperation mit dem Verkehrsverbund NAH.SH mit verschiedenen Rabatt-Aktionen schafft finanzielle Anreize für eine nachhaltige Anreise.
Credits: Nora Berries

Umgesetzte Kriterien mit dieser Maßnahme:

  • 4.2 Mobilität

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