Hamburger DOM: Müll sparen mit Mehrwegbechern von Recup

Der Hamburger Dom ist ein großes traditionelles Volksfest mit über 250 Schausteller*innen und mehr als 100 Gastronomiebetrieben. Er findet dreimal im Jahr auf dem Heiligengeistfeld zentral in Hamburg auf einer Fläche von etwa 160.000 Quadratmetern statt. Mehrere Millionen Menschen besuchen jährlich das Fest. Eine Veranstaltung dieser Größenordnung hat erhebliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Seit einigen Jahren setzt sich die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation als Veranstalterin des Doms deshalb für mehr Nachhaltigkeit ein.

Problematik

Auf dem Dom gehen jedes Jahr mehrere Millionen Getränke und Speisen über die Theke. Um die durch Einweggeschirr entstehenden Müllberge zu begrenzen, gilt in Deutschland seit Januar 2023 die Mehrwegangebotspflicht: Gastronom*innen müssen bei der Ausgabe von Speisen und Getränken immer auch eine Mehrwegalternative anbieten. Eine Ausnahme gibt es für kleine Betreiber*innen, die nur mitgebrachte Behältnisse befüllen müssen. Auf dem Dom gibt es eine solche Regelung schon seit über zehn Jahren für Getränke: Mit den Teilnahmebestimmungen verpflichten sich die Gastronom*innen, ausschließlich Mehrwegbecher auszugeben und auch für Speisen nur sparsame Einwegverpackungen wie Pappe oder Servietten zu verwenden. Die Umsetzung an den Ständen fiel jedoch nicht immer leicht, weswegen die Veranstalterin vereinzelt an diese Vorgabe erinnern musste.      

Lösungsansatz

Um die Stände mit der Umsetzung der Vorgabe nicht allein zu lassen, führte die BWI zum Sommerdom 2018 die Mehrwegbecher von Recup ein. Recup bietet Becher für Heiß- und Kaltgetränke, die gegen einen Pfand von einem Euro ausgegeben werden und an jedem Getränkestand auf dem Dom sowie bei anderen Gastronom*innen, die dieses Mehrwegsystem nutzen, zurückgegeben werden können. Allein in Hamburg nehmen über 600 Betriebe an diesem sogenannten Poolsystem von Recup teil. Die Logistik übernimmt die DOM Promotion GmbH, die Werbe- und PR-Agentur des Doms. Sie betreut die Kooperation mit Recup, ermittelt für jeden Dom die teilnehmenden Betriebe und organisiert die Bereitstellung der Becher zu Beginn der Veranstaltung sowie die Rücknahme dieser im Anschluss. Die Reinigung der Becher übernehmen die Gastronom*innen selbst.   

 Herausforderungen

Mehrweglösungen auf Veranstaltungen mit nicht stationären Gastronom*innen sind vor allem eine logistische Herausforderung. Da die Gastronom*innen ihre Stände nur für eine begrenzte Zeit von vier Wochen auf dem Heiligengeistfeld aufstellen, braucht es eine Logistik für die Bereitstellung und Rücknahme der Becher. Gerade zum Ende des Doms fehlt den Betrieben aufgrund möglicher Folgeveranstaltungen oft die Zeit, die Becher fachgerecht zu trocknen. Dies ist jedoch vor der Einlagerung wichtig, um Beschädigungen zu vermeiden. Eine weitere Herausforderung ist die Rückgabe der Becher an besonders gut besuchten Tagen: Wenn die Stände nicht mit ausreichend Personal besetzt sind, müssen sich die Besuchenden für die Rückgabe der Becher an die normale Schlange anstellen und teilweise lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Dies führt häufig zu Frustration.  

 Bilanz

Die BWI ist sehr zufrieden: Trotz einiger Bedenken im Vorfeld und dem logistischen Mehraufwand überwiegen eindeutig die Vorteile. Mit Recup ist es gelungen, die Getränkebecher auf dem Dom komplett auf Mehrweg umzustellen und somit einen erheblichen Teil des Abfalls einzusparen. Auf dem Winterdom 2022 wurden mehr als 12.000 Mehrwegbecher in Umlauf gebracht. Da die Becher bis zu 1.000 Mal gespült und wiederverwendet werden können, kann so auf jedem Dom eine große Menge an Einwegbechern eingespart werden. Auch die Gastronom*innen ziehen ein positive Bilanz: „Für uns ist der Mehrwegbecher im Handling nichts anderes als ein Glas“, so Christian Müller vom Biergarten „Dock 12“. „Spülen und Lagern stellen kein Problem dar. Wir haben etwa 1.200 bis 1.500 Getränke in Recup-Bechern abgegeben. Im Vergleich also weniger Müll und keine Kosten für die Beschaffung von Einwegbechern oder ähnliches. Unsere Gäste haben das System gut angenommen und mir sind keine Beschwerden bekannt. Ein Euro Pfand ist ein guter Preis für Unternehmer und Konsumenten. Unser Verbrauch liegt bei etwa 50 Bechern pro Dom, auf dem Weihnachtsmarkt bei etwa 2.000 Stück. Insgesamt für uns eine gute Lösung. Bleibt nur abzuwarten, wie die Becher aussehen, wenn sie erst ein paar hundert Spülgänge hinter sich haben.“  

 Vision

Die BWI möchte Mehrweg auch auf Speisen, also Teller, Schalen und Besteck, ausweiten. Die Umsetzung hängt jedoch stark von praktikablen Lösungen auf dem Markt ab. Dazu tauscht sich die Veranstalterin regelmäßig mit anderen Events aus und beobachtet neue Produktentwicklungen. So ist zum Beispiel Rebowl, das Mehrwegschalensystem von Recup, eine mögliche Option. Allerdings hat Rebowl derzeit noch ein paar Schwachstellen, wie Christian Müller vom „Dock 12“ beschreibt: „Wir nutzen seit November 2022 auch die ReBowl – eine Schale inklusive Deckel mit oder ohne Trennung für Speisen. Je Schale fallen fünf Euro Pfand an. Davon habe ich seit fast einem Jahr nicht eine einzige abgegeben. Ich denke, dass es dafür auf dem Dom keinen Bedarf gibt. Der überwiegende Teil des Speisenangebots ist für den sofortigen Verzehr gedacht und wird nicht mit nach Hause genommen. Dazu ist das Pfand auch recht hoch und stellt womöglich eine Hürde für die Gäste dar.“  

Mit dem Poolsystem von Recup ist es gelungen, die Getränkebecher auf dem Dom komplett auf Mehrweg umzustellen.
Credits: Hamburger Dom
Der Dom ist ein großes traditionelles Volksfest in Hamburg: Es findet dreimal jährlich statt und hat mehrere Millionen Besucher*innen.
Credits: Henning Angerer

Umgesetzte Kriterien mit dieser Maßnahme:

  • Gastronomie 

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