Nachhaltigkeit im Veranstaltungsprogramm

Das Veranstaltungsprogramm thematisiert nachhaltige Entwicklung.

Wenn das Ziel einer Veranstaltung Nachhaltigkeit ist, dann sollten die Besucher*innen davon auch etwas mit nach Hause nehmen können. Viele Menschen wissen, dass sie sich nachhaltiger verhalten sollten, aber im Alltag klappt es häufig nicht, wirklich etwas zu verändern. Auf einer Veranstaltung kann mit unterschiedlichen Aktionen ein positiver Einfluss auf das alltägliche Verhalten der Gäste ausgeübt werden.

Je nach Event und der Zielgruppe bieten sich unterschiedliche Wege an, Nachhaltigkeitsthemen mehr oder weniger präsent ins Veranstaltungsprogramm zu integrieren, beispielsweise durch erlebnisorientierte Angebote, Workshops, Diskussionsbeiträge oder Ausstellungen, besonders nachhaltig gestaltete Areale auf der Veranstaltung, oder die Kommunikation des Nachhaltigkeitsengagement der Veranstaltenden an die Gäste.  

In dem Buch „Psychologie im Umweltschutz“ von Karen Hamann und Kolleg*innen werden sechs Bereiche vorgestellt, die sich auf umweltrelevantes Verhalten auswirken können. Dazu zählen:  

  1. die persönliche ökologische Norm, 
  2. soziale Normen, 
  3. die tatsächlichen Vorteile und Kosten eines Verhaltens,  
  4. die Intention für eine Verhaltensweise, 
  5. Routinen,  
  6. und Emotionen. 

Alle Aspekte können in Veranstaltungsaktivitäten angesprochen werden, um Menschen zu ermutigen, ihr Alltagsverhalten nachhaltiger zu gestalten – einzeln, aber am besten in Kombination! In dem verlinkten Buch werden viele Beispiele gegeben. 

 

DIE PERSÖNLICHE VERHALTENSNORM ANSPRECHEN 

Viele Veranstalter*innen versuchen vor allem die persönliche ökologische Norm zu ändern, indem sie den Gästen viele Informationen anbieten. Das sorgt zwar schon dafür, dass Menschen z.B. besser über ein Problem Bescheid wissen und u.U. auch Verantwortung dafür übernehmen möchten, ein Umweltproblem zu lösen. Aber allein reicht das nicht aus! Um auch die sog. Selbstwirksamkeit von Veranstaltungsgästen zu fördern – d.h. das ernsthafte Gefühl, mit den eigenen Taten auch wirklich etwas bewirken zu können – ist es sinnvoll, Menschen neben den Problemen auch Lösungen zu kommunizieren, die sie tatsächlich umsetzen können.  

 

SOZIALE NORMEN NUTZEN 

Ein Beispiel, in dem die Wirkweise von sozialen Normen ausgenutzt würde, könnte das folgende sein: Veranstaltungsgästen könnte beim Kauf ihres Tickets kommuniziert werden, dass bereits 68% derjenigen, die ein Ticket erworben haben, sich auch verpflichtet haben, klimaneutral anzureisen. Das zeigt Veranstaltungsgästen, dass sich die Mehrheit bereits für die klimaneutrale Anreise entschieden hat, sodass der Druck für die Einzelperson erhöht wird, die eigene Anreise ebenfalls zu kompensieren.  

 

UMWELTFREUNDLICHES VERHALTEN VEREINFACHEN 

Wenn z.B. genügend Abfalleimer auf dem Gelände aufgestellt werden, in denen Abfall sortenrein getrennt werden kann, und diese gut erreichbar sind, dann werden die tatsächlichen Hürden für ein Verhalten reduziert. Dann fällt es vielen Menschen auch tatsächlich leichter, Abfall in einem Abfalleimer zu entsorgen.  

 

SICH VERPFLICHTEN, ETWAS ZU ÄNDERN 

Um ein neues Verhalten im Alltag umzusetzen, kann es hilfreich sein, mit sich selbst einen „Vertrag“ oder eine Absichtserklärung aufzusetzen, in der sich Menschen konkret verpflichten, sich anders zu verhalten. In einer kreativen Variante an einem Infostand oder im Rahmen einer Mitmachaktion könnten Menschen auch auf einer Veranstaltung eine solche Selbstverpflichtung abschließen, z.B. in der darauffolgenden Woche etwas zu tun, zu dem sie auf der Veranstaltung inspiriert wurden – wie ausschließlich vegetarisch zu kochen.  

 

EMOTIONEN ANSPRECHEN 

Im Rahmen einer kurzweiligen Veranstaltung kann es sehr schwierig werden, umweltverträgliche Routinen bei den Besuchenden zu etablieren. Die Faustregel ist hier, dass Menschen ungefähr drei Wochen brauchen, um eine neue Routine für sich zu etablieren. Im Gegensatz dazu bieten Veranstaltungen aber die Gelegenheit, um intensiv mit den Emotionen der Veranstaltungsgäste zu arbeiten. Denn Veranstaltungen sind erinnerungswürdige Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben. Durch welche besonders beeindruckenden Installationen die Emotionen der Veranstaltungsgäste angesprochen werden können, bleibt Veranstalter*innen in kreativem Auftrag überlassen!  

Anfang Dezember gab es im Rahmen des Projekts StadtNatur Berlin eine sehenswerte Podiumsdiskussion mit dem Thema „Mit Kultur in eine klimaneutrale Zukunft“, die aus dem Humboldt-Saal der Urania gestreamt wurde. Hier ging es darum, was Kultur zur Nachhaltigkeit beitragen kann, und um die Chance, durch Kultur gesellschaftliche Transformation erlebbar machen und voranbringen zu können. Es diskutierten: Esra Kücük (Allianz Kulturstiftung & Allianz Umweltstiftung), Yvonne Büdenhölzer (Berliner Theatertreffen), Katja Lucker (Musicboard Berlin), Christoph Hügelmeyer (die Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH), Jacob Bilabel (Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit). Es moderierte Mia Heresch (music is her passion).

Das Webportal des Rates für Nachhaltige Entwicklung www.tatenfuermorgen.de ist eine Sammelstelle für Aktionen und Projekte, die im Rahmen der Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit stattfinden. Auf der Netzwerkkarte sind über 100 Projekte und Akteur*innen für den Raum Hamburg eingetragen, die sich jeden Tag für mehr Nachhaltigkeit vor Ort einsetzen. Die Datenbank bietet tolle Anknüpfungspunkte für Veranstalter*innen, die mit Nachhaltigkeitsprojekten vor Ort kooperieren möchten!

Raum zu erleben und Orte mit bestimmten Nachhaltigkeitsthemen zu verknüpfen, bleibt im Gedächtnis und auch auf großen Festivalgeländen oder dezentralen Veranstaltungen besteht die Möglichkeit, das Konzept von Stadttouren aufzugreifen und zu Nachhaltigkeitsaspekten zu informieren. Es gibt einige Initiativen in Hamburg, die bereits Stadtrundgänge zu Nachhaltigkeitsaspekten anbieten:

  • Die Open School 21 veröffentlicht ein aktuelles Programm zu Stadtrundgängen für Schulklassen zu unterschiedlichen Facetten von Nachhaltigkeit wie z.B. Fairem Handel oder Stadtentwicklung.
  • Die Hafengruppe Hamburg bietet „Alternative Hafenrundfahrten“ an u.a. zu den Themen „Welthandel“, zu „Migration und Rassismus“ oder „Energiepolitik“.
  • Auf dem Hinz und Kunzt Stadtrundgang zeigen Obdachlose Orte in Hamburg, die ihren Alltag prägen.
  • Die StattTour ist ein Projekt von Enactus Hamburg, die Stadttouren in Rollstühlen durchführen und mit Interessierten über Barrierefreiheit sprechen.
  • Smoothie-Fahrrad
    Smoothie-Fahrräder zeigen eindrücklich, wieviel Bewegungsenergie notwendig ist, um einen Mixer soweit anzutreiben, dass ein Saft oder Smoothie hergestellt werden kann. Die anstiftung hat ein Videoseminar zum Selbstbauen eines Smoothie-Fahrrades online gestellt!
  • Morgenwelt rocks Fahrraddisko & Pedal Power Stage
    Die Musik läuft nur, wenn in die Fahrradpedale getreten wird? Das ist das Prinzip der Fahrraddisko von Morgenwelt rocks. Der Strom für die Bühne wird ausschließlich durch die Muskelkraft der Menschen produziert, die während der Bühnenshow Fahrrad fahren.
  • Das 17ziele Mobil
    Das 17ziele Mobil ist ein Projekt von Engagement Global, in und an dem sich Veranstaltungsgäste interaktiv mit den globalen Nachhaltigkeitszielen der UN beschäftigen können. Das 17ziele Mobil war bereits auf einigen Festivals unterwegs.
  • Zelt17
    Im Zelt17 werden Nachhaltigkeit und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen mit Workshops, Vorträgen und Diskussionen und persönlicher Beratung zu individuellen Handlungsoptionen interaktiv erfahrbar.
  • Interaktive Rallye mit Actionbound
    Actionbound ist eine Plattform, auf der Rallyes für Veranstaltungsorte, Städte, Museen und Co. angelegt werden können. Für die Stadt Hamburg sind bereits einige „Bounds“ angelegt, z.B. zum Thema “Fairer Handel” (von hamburg mal fair).Vielleicht ist eine Nachhaltigkeitsrallye für euer Veranstaltungsgelände die perfekte Ergänzung zum Bühnenprogramm?
  • Schnippeldisko
    Schnippeldiskos oder Disco Soups wurden von Slow Food Youth initiiert und finden mittlerweile überall auf der Welt statt, um Aufmerksamkeit für Lebensmittelverschwendung zu schaffen. Auf vielen Veranstaltungen wird gemeinsam mit Veranstaltungsgästen gerettetes Gemüse und Obst zu Gerichten verarbeitet.
  • Solarbetriebene Aufladestationen für Smartphones
    Solarstationen, an denen Handy-Akkus wieder aufgeladen können, zeigen eindrücklich, welche Kraft erneuerbare Energien haben und schaffen Bewusstsein dafür, wie selbstverständlich wir normalerweise elektrische Energie im Alltag konsumieren. Das Atelier Fleiter gestaltet darüber hinaus Installationen, in denen Elektrizität thematisiert wird, wie z.B. das “The Electric Hotel”, an dem Handys geladen werden können, oder den “Spinning Generator”, ein zum Stromgenerator umgebautes Fitnessgerät.
  • (Kleider)Tauschparties
    Tauschparties für Bücher, Kleidung oder andere Alltagsgegenstände funktionieren nicht nur für sich selbst als Veranstaltung, sondern auch im Rahmen von Liveveranstaltungen. Veranstaltungsgäste können dazu aufgefordert werden, coole Dinge zum Tauschen mit zur Veranstaltung zu bringen und vor Ort in etwas einzutauschen.
  • “The Circular Container”
    „The Circular Container“ der Festivalberatung Fuchs&Hirsch und Tutaka, der Plattform für nachhaltiges Gastgebertum, wurde zum ersten Mal auf dem Future Playground des Reeperbahn Festival 2019 aufgestellt. Die Veranstalter*innen setzten den Container ein, um innovative Produkte zu Nachhaltigkeit auf dem Festival sichtbar und erlebbar für alle Veranstaltungsgäste zu machen.
  • Tentation 
    Die Hamburger Designerin Katrin Rieber schneidert unter ihrem Label tentation modische Regenjacken, -mäntel und Accessoires aus auf Festivals zurückgelassenen Zelten. Darüber hinaus bietet sie auch Upcycling-Workshops für Festivals an, in deren Rahmen die Teilnehmer*innen Masken aus Müll fertigen.

  • Escape Room zu Klimawandel
    Escape Rooms sind sehr beliebt! Der spielerische Ansatz kann auch dabei helfen, sich mit eigentlich etwas unbequemen Themen lösungsorientiert auseinanderzusetzen und eigenes Verhalten zu reflektieren. Auch rund um das Thema Nachhaltigkeit gibt es ein Angebot in Hamburg: Escape Climate Change!
  • Abfallstationen
    Abfallsammelstellen gehören auf vielen Veranstaltungen bereits fest dazu. Hier können Informationen bereitgestellt werden zu den verschiedenen Abfallarten und wie diese getrennt werden. Veranstaltungsgäste können zum direkten Selbsttest aufgefordert werden wie es hier in einer Online-Version veranschaulicht wird: „Wissen Sie, was in welche Tonne gehört?“.
  • Feinstaubmesssensoren selbst bauen ­­
    Code for Hamburg hat das Projekt zum Selbstbauen von Feinstaubmesssensoren initiiert, um mehr frei verfügbare Daten zur Luftqualität in Hamburg zu sammeln.
  • Nachhaltigkeit und Medien bei ECOMOVE International
    ECOMOVE ist eine deutschlandweit und international agierende Non-Profit-Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Bildung für nachhaltige Entwicklung über die Nutzung von (neuen) Medien zu unterstützen. ECOMOVE führt Bildungsprojekte durch, entwickelt Lernmaterialien, organisiert Filmveranstaltungen und bietet unterstützende Dienstleistungen an. In der Liste der bisher durchgeführten Projekte sind Filmfestivals zu umweltbezogenen Themen oder medienpädagogisch geprägte Initiativen in der Integrationsarbeit.
  • Plastik recyceln mit Precious Plastic Hamburg
    Precious Plastic Hamburg ist eine gemeinnützige Initiative, die kleine und größere Maschinen baut, um Plastik vollständig zu recyceln. Motiviert durch das Ziel einer vollkommenen Kreislaufwirtschaft zeigen sie Menschen, wie Plastik, das im Alltag anfällt, zu etwas Anderem gemacht werden kann, das nicht im Abfall landet.
  • RepairCafé
    Das Bewusstsein, dass Ressourcen geschont werden, wenn wir Technik und Alltagsgegenstände langfristig verwenden und nicht sofort entsorgen, wenn sie kaputt sind, ist bereits bei vielen Menschen angekommen. In RepairCafés unterstützen Menschen, die sich professionell mit der Reparatur von Alltäglichem beschäftigen oder die viel Erfahrung gesammelt haben, denjenigen, die sich unsicher fühlen, z.B. das kaputte Display ihres Handys zu tauschen. Auf der Website www.reparatur-initiativen.de findet ihr bestehende Initiativen in Hamburg.
  • Mobile Fahrradwaschanlage
    Autowaschanlagen kennen alle, und die rotierenden Bürsten faszinieren. Auch für Fahrräder gibt es Waschanlagen, die für Veranstaltungen gemietet werden können.
  • Insekten ganz groß
    Julia Stoess stellt stark vergrößerte, detailgetreue und wissenschaftlich exakte Modelle von Insekten her. Die Modelle werden in unterschiedlichen Museumsausstellungen präsentiert und sind beeindruckende Arbeiten, die dafür sorgen, dass häufig als ekelig bezeichnete Insekten anders wahrgenommen werden.
  • Nachhaltig geplante Formate für Kinder
    Unter www.brainy-hamburg.de stellt sich Sophie Täuber vor, die Veranstaltungsformate für Kinder besonders ressourcenschonend plant und durchführt.
  • Müllsammeln mit oclean
    oclean Hamburg klärt über die Umweltwirkungen von Abfall auf und bietet unterschiedliche Formate an, in denen Menschen Lösungen für das übermäßige Aufkommen kennenlernen und motiviert werden, zu handeln.
  • Omnibus für Direkte Demokratie
    Der Omnibus für Direkte Demokratie tourt durch Deutschland und machte in der Vergangenheit auch bereits in Hamburg Halt. Zu Veranstaltungen kann der Omnibus eingeladen werden, sodass sich Veranstaltungsgäste interaktiv mit dem Thema „Direkte Demokratie“ auseinandersetzen können.
  • Workshops zu Mode und Nachhaltigkeit
    House of All ist ein Unternehmen aus Hamburg, das „Community Based Fashion“ entwickelt hat – ein Ansatz, bei dem Menschen in die Gestaltung von Mode eingebunden werden und mitentscheiden können, welche Designs zur Produktion freigegeben werden. Die Gründer*innen bieten Workshops zu Design, Reparatur, Kreislaufwirtschaft und Styling an. Die freie Schneiderei mit dem Namen „Tante Sophie’s Nichten“ bietet ebenfalls Nähkurse an, dabei liegt den Gründer*innen die Verwendung bereits vorhandener Textilien insbesondere am Herzen!
  • Fairen Handel erleben
    hamburg mal fair setzt sich für die Förderung Fairen Handels in Hamburg ein und bietet zahlreiche Workshops, Bildungsmaterialien und Co. an, die auch für Veranstaltungen zur Sensibilisierung für Arbeitsbedingungen und globale Lieferketten angefragt werden können.

Naturnahe Bildungsprojekte können auch im Rahmen von Veranstaltungen inspirierende Impulse bei Besucher*innen setzen, sich mit den umliegenden Naturräumen intensiver und handlungsorientiert zu beschäftigen. Beispielsweise fördert die Loki-Schmidt-Stiftung Naturschutzprojekte und bietet Vorträge und Workshops zum Erhalt der Artenvielfalt vor Ort an. Die Deutsche Wildtierstiftung hat sich ebenfalls dem Naturschutz verschrieben und fördert Projekte zum Artenerhalt und begeistert Menschen mit unterschiedlichen Bildungsprogrammen für „die Natur nebenan“. Kräutertouren oder -wanderungen sind weitere tolle Praxisbeispiele für Naturbildung, die auch in Hamburg von zahlreichen Menschen angeboten werden und ergänzend in ein Veranstaltungsprogramm eingebunden werden können.

Diese Maßnahme trägt zur Erreichung folgender UN-Nachhaltigkeitsziele bei:

Weitere Maßnahmen

Umsetzung des Abfallkonzepts

Abfallkonzept

Emissionsarme Logistik

Gemeinnützige PartnerInnen
Klimafreundliche Energieversorgung