Alle guten Dinge sind drei- Handlungsfeld Wirtschaftliche Nachhaltigkeit

Klirrende Blechbecher baumelnd an abgestellten Rucksäcken, ausgelassene Gespräche und Gelächter, lautstarkes Mitsingen – die Vorfreude ist fast greifbar im prallgefüllten E-Bus, der surrend zur ländlich gelegenen Festivallocation rollt. Der Fahrschein kann für einen kleinen Aufpreis direkt zum Festivalticket hinzugebucht werden – und lockt zusätzliche Gäste aus der Umgebung, während die…

Klirrende Blechbecher baumelnd an abgestellten Rucksäcken, ausgelassene Gespräche und Gelächter, lautstarkes Mitsingen – die Vorfreude ist fast greifbar im prallgefüllten E-Bus, der surrend zur ländlich gelegenen Festivallocation rollt. Der Fahrschein kann für einen kleinen Aufpreis direkt zum Festivalticket hinzugebucht werden – und lockt zusätzliche Gäste aus der Umgebung, während die Kosten für den Shuttle durch PkW-Parkplatzgebühren auf dem Festivalgelände querfinanziert werden.

Handlungsfeld Wirtschaftliche Nachhaltigkeit illustriert von Lena Schaffer

 

Gleichgewicht statt Gegensätze

Nachhaltige Entwicklung strebt ein Gleichgewicht zwischen den drei Dimensionen Soziales, Umwelt und Wirtschaftlichkeit an – auch bekannt als ‚Triple Bottom Line‘: People, Planet und Profit. Doch in unserer Gesellschaft zählt Profit oft mehr als alles andere – mit Nachteilen für Mensch, Umwelt als auch langfristig das (Wirtschafts-)System selbst. Deutlich zukunftsfähiger ist, wirtschaftliche Ziele mit sozio-kultureller Verantwortung und Umweltschutz zu vereinbaren. Viele Events streben eine solche Balance bereits an – trotz mancher Hürde.

Handlungsfeld 10 der GEHH-Handreichung behandelt, wie wirtschaftliche Nachhaltigkeit auf Veranstaltungen gelingen kann. Denn die drei Säulen der Nachhaltigkeit schließen sich nicht gegenseitig aus – im Gegenteil. Nachhaltigkeit ist nicht immer teurer, und wirtschaftliches Denken muss kein Gewinnstreben ohne Rücksicht auf Mensch und Umwelt bedeuten. Und besonders für Veranstaltungen ergeben sich spannende Potentiale durch ökologische und soziale Maßnahmen.

Verantwortung finanzieren

Auf den ersten Blick erscheinen nachhaltige Maßnahmen für Events jedoch als finanzielle Bürde. Und tatsächlich bedeutet Nachhaltigkeit oft Umstellungen für Veranstaltungen, die zunächst mit Kosten und Zeit verbunden sind. Doch können sich viele dieser Investitionen mittel- bis langfristig auch finanziell auszahlen oder einander querfinanzieren – durch Einsparungen von Energie, Wasser und Materialien, Prozessoptimierungen, neue Fördermöglichkeiten, oder auch verbessertes Image und Beziehungen zu Stakeholdern. Zugleich werden Umwelt- und soziale Vorgaben erfüllt und das Event ist auch auf mögliche zukünftige Auflagen vorbereitet.

Planung, Prozessoptimierung, Partnerschaften

Wichtig dafür ist, das Event und seine Ziele strategisch zu planen und daraufhin möglichst effizient und effektiv umzusetzen – in Bezug auf Ressourcen wie Energie, Wasser und Abfall, Dekoration, Aufbauten und andere Materialien als auch das (künstlerische) Konzept. Als Team kreativ werden und um die Ecke denken, wie man gemeinsam noch nachhaltiger werden kann, kann ungeahnte Chancen eröffnen. Da nachhaltige Investitionen, Produkte und Dienstleistungen oft noch mit Mehrkosten verbunden sind, können Fördertöpfe für Nachhaltigkeit helfen, die Mehrkosten zu decken. Auch ist es wichtig, möglichst alle Akteur:innen mit in’s Boot holen – und so neue, Nachhaltigkeits-affine Investor:innen zu gewinnen, Partnerschaften zu stärken und Gäste zu motivieren, an einem Strang zu ziehen. Auch ein eigens zugewiesenes Nachhaltigkeitsbudget kann helfen, Nachhaltigkeitsprojekte auf den Weg zu bringen – und zugleich aufzeigen, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen oft zu Einsparungen oder Gewinnen führen.

Ran an die Rahmenbedingungen

Der Shuttle ist mittlerweile am Festival angekommen, fröhlich strömen die Gäste auf das Gelände. Sie erwartet ein Event, das sich neben guter Musik und ausgelassener Stimmung ebenso Soziales und Umweltaspekte auf die Fahne geschrieben hat. Ein Konzept, das sich auszahlt – nicht ‚nur‘ für Gäste, Gesellschaft und Planeten – sondern sich auch ökonomisch trägt.

Doch auch, wenn Veranstaltungen bereits viel erreichen (können), bleibt einiges zu tun, um Nachhaltigkeit mit seiner ‚Triple Botton Line‘ zum neuen Standard zu machen. Denn noch immer sind die Weichen des (Wirtschafts-)Systems und der Veranstaltungsbranche nicht konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Rahmenbedingungen müssen umgesteckt werden, sodass nachhaltiges Handeln automatisch zu Wettbewerbsvorteilen für entsprechende Akteur:innen führt. Wir von Green Events wollen dranbleiben! Was sollte aus Eurer Sicht am dringendsten verändert oder eingeführt werden, um die Vereinbarkeit von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu fördern – Aufklärung und Informationen? Zuschüsse und Fördertöpfe? Vorgaben oder Auflagen? Preise und Awards? Oder etwas ganz anderes?

 

Autorin: Lea Jahneke

 

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